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„Kaltkulturen“ - Wie der Attler Markt Inflation und Energiekrise trotzt

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Von: Marina Birkhof

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Attler Markt Kaltkulturen
Stefan Deuschl, Bereichsleiter Agrar und Gastro Inntalwerkstätten, und Gärtnermeister Andreas Rauch (rechts) in der Gärtnerei des Attler Markts. © mb

Krisenzeiten lassen die Preise explodieren - gerade bei Lebensmitteln wie Obst und Gemüse. Im Attler Markt wurde eine neue Strategie entwickelt, um der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken.

Attel/Wasserburg am Inn - „Die Energiekrise trifft uns wie jede andere Branche auch. Ich kann mich nicht erinnern, je vor solchen Herausforderungen gestanden zu haben“, erklärt Andreas Rauch, Abteilungsleiter der Gärtnerei, im Gespräch mit wasserburg24.de.

Umstellung auf „Kaltkulturen“

Eine Gärtnerei lasse sich nicht so einfach isolieren, daher setze man nun zum ersten Mal auf sogenannte „Kaltkulturen“. Dies bedeute laut dem Gärtnermeister, dass die Saison verschiedener Sorten zwei Wochen später als bisher beginne, der Startschuss für die Kulturen allerdings eher falle.

In früheren Zeiten hätten sich die Gärtnereien immer nach Witterung gerichtet, weiß Rauch. „Indem wir früher anfangen mit Jungpflanzen, können sie ab einer gewissen Größe niedrige Temperaturen besser aushalten.“

Attler Markt Kaltkulturen
Der Eingang zum Attler Markt - hier setzen die Veranwortlichen heuer zum ersten Mal auf „Kaltkulturen“. © mb

So wurde beispielsweise mit den Geranien wesentlich eher - bereits im November - gestartet. Bei einer um drei bis vier Grad gesenkten Temperatur profitieren sie von besserer Qualität und besitzen einen höheren Blütenstand.

Der Gärtnerei beschere dies eine „ordentliche Energieeinsparung“ von rund 40 Prozent. Dennoch habe man es nicht geschafft, die Energiekosten konstant zu halten. Denn die frühe Kultivierung funktioniere nicht bei allen Pflanzen.

Umsätze in der Pandemie gestiegen

Auch wenn sie stolz sind auf die Umstellung, die Neustrukturierung habe den Verantwortlichen und insgesamt 80 Mitarbeitern und Beschäftigten in Attler Markt und Gärtnerei viel „mentale Energie“ gekostet.

„All das, was die vergangenen Jahre aufgebaut wurde, wurde neu geplant. Wir sind dankbar, dass die gesamte Mannschaft mitgezogen hat und wir einen treuen Kundenstamm haben. Diesen Rückhalt durften wir schon zu Corona-Zeiten erleben“, ergänzt Stefan Deuschl, Bereichsleiter Agrar und Gastro der Inntalwerkstätten in Attel. Aufgrund von Lebensmittelverkauf durfte der Attler Markt geöffnet bleiben.

Die Umsätze seien in Pandemiezeiten sogar zunächst gestiegen - seit dem vergangenen Jahr aber wieder rückläufig. Angesichts massiv gestiegener Preise für Obst und Gemüse wird die Frage laut, was sich der Otto-Normal-Verbraucher überhaupt noch leisten kann.

„Eigenanbau und Heimgärtnern im Trend“

„Wir sind gespannt, wie sich die Kundschaft heuer positioniert angesichts von Inflation und Krise“, sagt Rauch und mutmaßt vorsichtig, dass es durchaus auf dem guten Niveau bleiben könnte.

Eigenanbau und Heimgärtnern liegt nicht erst seit der Pandemie im Trend - und ist im Vergleich zu gekauftem Gemüse sogar günstiger.“ Am Ende stelle sich für viele die wirtschaftliche Frage, wie sehr sich selbst gezogenes Gemüse lohne.

Dennoch: Eine gewisse Zurückhaltung im Einkauf sei auch in Attel spürbar. „Die Leute sparen. Das wird im Gespräch mit den Kunden greifbar“, räumt der Gärtnermeister ein.

Wie geht es weiter im Attler Markt?

„Auch wir werden nicht umhin kommen werden, die Preise zu erhöhen. Denn unser Einkauf von Bedarfsartikeln wie Düngemittel oder Pflanztöpfe schlägt mit 20 bis 30 Prozent mehr zu Buche“, fährt Rauch fort.

Der Gärtnermeister hofft, dass die Kunden den Weg mitgehen, dass sie manche Pflanzen und Sorten erst vierzehn Tage später erhalten. So könne man einen gewissen Teil auffangen und müsse sich preislich nicht ganz arg nach oben strecken.

„Generell aber glaube ich, dass es auf dem allgemein hohen Preisniveau bleiben wird. Denn: Wer dreht die Inflationsrate zurück? Ich bin froh, wenn wir unsere Kosten halten können“, schließt Rauch seine Erläuterungen.

mb

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