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Was treibt einen Menschen zu einem grausamen Mord?

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Kommissar Faltlhauser untersucht den Fall.
Kommissar Faltlhauser untersucht den Fall. © Michael Johannes Wagner

Die faktische Spurensuche bildet nur das Fundament für „Mord in Attl“, dem fiktiven Drama nach den historischen Ereignissen vom Juni 1938.

Die Mitteilung im Wortlaut:

Wasserburg/Attl - Zum 150-jährigen Jubiläum beauftrage die Stiftung Attl einen Historiker, die Geschichte der Pflegeanstalt im Gebäude des ehemaligen Kloster Attel aufzuarbeiten. Die aufgefundenen Artikel des „Wasserburger Anzeiger“ brachten den vergessenen Mord an einem Frater der „Barmherzigen Brüder“ an’s Tageslicht. Der sich der Pflege widmende katholische Laienorden hatte die Pflegeanstalt einst gegründet und war auch in den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus verantwortlich. Das Wissen um geistig-körperliche Einschränkungen und die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Zeit kann man überhaupt nicht mit heute vergleichen. „Die Pflegeanstalt für männliche Unheilbare“ diente mehr zur Aufbewahrung kranker Menschen. In dieser Zeit diagnostizierten Ärzte schnell Schwachsinn, zum Beispiel auch gerne bei sozialen Randgruppen, den sogenannten Asozialen. Das enge

Zusammensein in der geschlossenen Anstalt barg also Konfliktpotential. Der von der Stiftung kontaktierte Theaterautor Jörg Herwegh interessierte sich sofort für die zwischenmenschlichen Aspekte. Der Historiker Reinhard Kreitmair recherchierte die verfügbaren Fakten zum Mord. Der reine Tathergang lässt sich heute rekonstruieren. Doch was veranlasst einen Menschen, der zuvor keine Gewalttaten verübte, einem anderen Menschen ein Taschenmesser tief in den Hals zu rammen? Jörg Herwegh bettet das kriminalistische Aufspüren der Hintergründe mit seinen Rahmenhandlungen in die zeitlichen Zwänge ein. Der gleichgeschaltete „Wasserburger Anzeiger“ instrumentalisierte den Mord zur Nazi-Propaganda. Die Pseudowissenschaften der Rassenlehre und der Rassenhygiene waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts in allen Industriestaaten populär. Zwangssterilisationen wurden in diesen häufig durchgeführt. Die Nationalsozialisten gingen mit ihren wahnhaften Vorstellungen der Rassenpflege weiter. Sie planten die Züchtung einer Herrschaftsrasse und die Vernichtung all jener, die nicht in ihr Rassenmodell passten.

In „Mord in Attl“ wird ein christlich-konservativer Münchner Kommissar mit der Nachuntersuchung des Mordfalls beauftragt. Sein innerer Widerstand gegen das nationalsozialistische Gedankengut kostete ihm eine Polizeikarriere. Er versucht, in unanständigen Zeiten anständig zu bleiben, und klopft die Details des Mordes ab. Er steht unter Druck durch die Machthaber und das Schicksal seines kranken Sohnes. Auch wenn Jörg Herwegh in der Schilderung des Tathergangs und der Zeichnung der drei authentischen Figuren eng an den historischen Fakten bliebt, bleibt es dennoch ein fiktives Drama. Deshalb wurden auch die Namen der am Mord Beteiligten geändert. Den Zuschauer erwartet in der packenden Atmosphäre des Alten Rinderstalls des Klosters Attel ein spannendes Theater, dass sich wie ein Puzzle filmschnittartig zusammensetzt. Unter der Regie von Constanze Baruschke-Herwegh und Jörg Herwegh spielen Eduard Huber, Sepp Lipp, Jordi Fichtner, Peter Behrend, Marion Michel, Peter Fritsch und Benedikt Herwegh.

Pressemitteilung Theater/Training Herwegh

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