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„Wochenbett-Depression“: Wie die Psychosomatik helfen kann

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Von: Marina Birkhof

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Mutter-Kind-Station A4 auf dem Gelände des kbo-Inn-Salzach-Klinikums
Arbeiten Hand in Hand: Erzieherin Gerda Laur-Gebhardt (links) und Stationsleitung Corinna Westner sowie die beiden Oberärzte Dr. Michael Ameiser und Dr. Nina Strüven im Hintergrund. © mb

Wenn Mütter seelisch erkranken, kann das für die ganze Familie belastend sein. In der Mutter-Kind-Station im Inn-Salzach-Klinikum können sich betroffene Mamas Hilfe suchen - ohne ihr Kind zurück lassen zu müssen. Hier arbeiten Krankenpfleger und Erzieher Hand in Hand, zum Wohle der Kinder und für die Genesung ihrer Mamas.

Wasserburg am Inn - Die Station A4 ermöglicht Frauen, die unter peri- und postpartalen psychischen Erkrankungen leiden stationäre Behandlungen, ohne dass eine länger andauernde Trennung vom Kind erfolgen muss.

Stationsleitung Corinna Westner und Erzieherin Gerda Laur-Gebhardt ziehen hier gemeinsam an einem Strang. Eine besondere Aufgabe, die weit über das hinausgeht, was mit klassischer Krankenpflege assoziiert wird, um die Mütter mit Sport-, Kunst- oder Entspannungstherapien bei der Genesung zu unterstützen.

Mutter-Kind-Station: Umzug vor wenigen Monaten

Ein Rundgang offenbart die freundliche, helle Atmosphäre, die von der Station im dunkelroten Backsteingebäude des Hauses 16 ausgeht. Die Räume sind renoviert und frisch gestrichen, der Umzug erfolgte erst im Herbst vergangenen Jahres.

Mutter-Kind-Station A4 auf dem Gelände des kbo-Inn-Salzach-Klinikums
Ein vollständig eingerichtetes Patientenzimmer, in dem Mama und Kind Platz finden. © mb

Aufgrund des Datenschutzes fehlen Namen an den Patientenzimmern. Vielmehr sind die Türen geschmückt mit Luftballons und lachenden Tierstickern. Allgemein erinnern die Räumlichkeiten nicht an ein klassisches Krankenhaus: Spielecken und Spielsachen, eine bunte Farb-Struktur, die sich durch die ganze Station bis in die Gemeinschaftsräume zieht. Im Spielzimmer der Erzieherinnen treffen wir Laur-Gebhardt.

Unterstützung und Hilfestellung rund um Erziehungsfragen

Die Wasserburgerin ist seit 2009 in der Mutter-Kind-Einheit im Inn-Salzach-Klinikum. Ihren Beruf führt sie mit Freude und Herzblut aus. Ihre Aufgabe: Die ganztägige Betreuung der Kinder während der Therapiezeiten der Mütter. Es steht also nicht nur die Patientin im Mittelpunkt, sondern auch das Wohl des Kindes. Den Kindern soll eine so angenehme Zeit wie möglich gestaltet werden, bei der Spaß und Wohlbefinden an erster Stelle stehen.

„Die Patientinnen bleiben Mamas - gerade vor dem Hintergrund ihrer psychischen Erkrankung. Von uns Erzieherinnen - wir sind in der Regel zu zweit - erhalten sie während ihres Aufenthalts auf der Station die Unterstützung und Hilfestellung, die sie benötigen - stressfrei und ohne Druck.“, beschreibt Laur-Gebhardt ihre Aufgaben.

„Wichtig ist, dass die Motivation von den Mamas ausgeht - natürlich, sofern es sie nicht überfordert in ihrer derzeitigen Lage. Wir begleiten, coachen und finden Ressourcen in Form von Gesprächsrunden heraus.“ Das Konzept, ergänzt Westner, sei locker und sehr entspannt: “Alles kann, nichts muss.

Mutter-Kind-Station A4 auf dem Gelände des kbo-Inn-Salzach-Klinikums
Das Spielezimmer, in dem die Kinder von in der Regel zwei Erzieherinnen tagsüber betreut werden, während die Mamas Therapien wahrnehmen. © mb

Vergleichbar mit einem Kindergarten-Betrieb sei die Station nicht: Die Kinder agieren hier eher als „Einzelkämpfer“ und aufgrund der unterschiedlichen Altersgruppen von wenigen Monaten bis maximal sechs Jahren sei ein Zusammenschluss von Freundschaften unter den Kleinen die Ausnahme.

Anders verhält es sich bei den Müttern, freut sich die Stationsleitung: „Wir wissen von ehemaligen Patientinnen, dass sich nach dem stationären Aufenthalt viele Freundschaften während der Zeit bei uns entwickelt haben. In der Regel bleiben die Mamas mit ihren Kindern für etwa sechs Wochen bei uns - da erfolgt automatisch ein kommunikativer und auch multi-kultureller Erfahrungsaustausch aller Altersgruppen.“

21 Jahre Mutter-Kind-Station: Unterschiede erkennbar

Seit 2002 bietet das Inn-Salzach-Klinikum das Angebot der überregionalen Mutter-Kind-Station an. In den vergangenen 21 Jahren habe sich auf diesem Gebiet viel getan - auch viel Gutes, wie der Chefarzt und Ärztliche Direktor, Professor Dr. Peter Zwanzger, unterstreicht.

„Das Thema peri- und postpartale psychische Erkrankung wird heutzutage dank einer guten Aufklärungsarbeit offener behandelt. Der Zusammenschluss der psychosomatischen Betreuung hat für die Mütter und ihre Kinder einen enormen Mehrwert.“

Mutter-Kind-Station A4 auf dem Gelände des kbo-Inn-Salzach-Klinikums
kbo-Geschäftsführer Dr. Jens Adamski, die Leitung der Mutter-Kind-Station Corinna Westner, die zuständige Bereichspflegedienstleitung Allgemeinpsychiatrie und Psychosomatik Johanna Keiluweit sowie der Chefarzt und Ärztliche Direktor des kbo-Innsalzach-Klinikums Wasserburg Professor Dr. Peter Zwanzger (von links). © mb

Eine Vernetzung aller Fachrichtungen verbessere die genaue Diagnostik. Zunächst sei es wichtig, dass sich die Frauen überhaupt trauen, Hilfe zu suchen und anzunehmen, damit in einem zweiten Schritt gezielt unterschieden werden könne: Handelt es sich wirklich um eine „Wochenbett-Depression“ oder möglicherweise nur um eine vorübergehende Stimmungsschwankung wie einem „Baby-Blues“?

Dass im Inn-Salzach-Klinikum die Möglichkeit besteht, in so einem Fall in guten Erstkontakt zu treten, bestätigt auch kbo-Geschäftsführer Dr. Jens Adamski: „Mit der offenen Station übernehmen wir eine hohe gesellschaftliche Aufgabe, um die bestmögliche Medizin für die Bürger in der Region sicherzustellen.

Mutter-Kind-Station A4 auf dem Gelände des kbo-Inn-Salzach-Klinikums
Seit wenigen Monaten befindet sich die Mutter-Kind-Station in Haus 16 auf dem Gelände des kbo-Inn-Salzach-Klinikums. © mb

Mit dem Umzug in Haus 16 böten sich nicht nur Therapiemöglichkeiten mit erhöhter Privatsphäre: „Die Patientinnen finden hier auch eine Struktur mit Spielzimmern sowie Außenflächen vor, auf denen die Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben können - und das alles, ohne von ihren Müttern getrennt werden zu müssen.“

mb

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