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Kita-Notstand, fehlende Sporthallen, kaum Geld für Kultur: Das bewegt Rosenheim

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Von: Anna Heise

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Sechs Experten diskutierten beim Maiempfang der Freien Wählern über die Themen Kita, Kultur und Sport. Darunter Olena Balun, Vorsitzende des Rosenheimer Kunstvereins und Stadtrat Lukas Held.
Sechs Experten diskutierten beim Maiempfang der Freien Wähler über die Themen Kita, Kultur und Sport. Darunter Olena Balun, Vorsitzende des Rosenheimer Kunstvereins und Stadtrat Lukas Held. ©  Sebastian Kahnert/Anna Heise

Es gibt Probleme in Rosenheim – und zwar viele. Das wurde beim Mai-Empfang der Freien Wähler/UP deutlich. Dabei legten sechs Experten den Finger in die Wunde. Warum es bei Kultur, Sport und Kinderbetreuung viel Luft nach oben gibt.

Rosenheim - Es ist ein Skandal. Das machte Lukas Held deutlich. Er sitzt für die Freien Wähler/UP im Stadtrat und arbeitet seit acht Jahren als Erzieher in einer Rosenheimer Kita. „Es brennt überall“, sagte er während des Mai-Empfangs seiner Fraktion im Stellwerk 18. Er mache den Beruf gerne, trotzdem gehe es ihm an diesem Abend darum, auf die Probleme aufmerksam zu machen. „Ich will das Bewusstsein dafür schärfen, wie es hinter den Türen ausschaut“, sagte Held.

450 fehlende Kitaplätze in der Stadt

Er habe selbst zwei Kinder, wisse, dass immer mehr Familien auf einen Betreuungsplatz angewiesen sind. Das Problem: Die Anzahl der Erzieher gehe kontinuierlich zurück. Das wiederum habe zur Folge, dass nicht jedes Kind einen Platz bekommt. Allein in Rosenheim fehlen für das kommende Jahr über 450 Kitaplätze. „Für Eltern, die keinen Platz bekommen, ist das zum Teil existenzbedrohend“, sagte Held. Und genau das sei ihm zufolge „der größte Skandal überhaupt“. Er kritisierte die fehlende Wertschätzung, die schlechte Bezahlung und den Betreuungsschlüssel. „Das sind Dinge, die angepackt werden müssen. Sonst stehen wir vor einem totalem Kollaps“.

Der junge Politiker war einer von insgesamt sechs Rednern, die sich an diesem Abend äußerten. „Es geht um Themen, welche die Stadt bewegen“, sagte Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP. Gemeinsam mit seiner Kollegin Christine Degenhart führte er durch das Programm – in dem es auch um das Thema Sport ging. Eingeladen war hierzu der Vorsitzende des Sportbunds Rosenheim, Bernd Perner. „Wir haben zu wenig Trainingsstätten“, sagte er gleich zu Beginn. Immer wieder komme es deshalb vor, dass Trainer junge Menschen nach Hause schicken müssten, weil es keine Kapazitäten gebe. „Das ist bitter“, ergänzte Perner.

Sportflächen werden benötigt

Es brauche einfache Hallen und zusätzliche Sportflächen für die Fußballer. Dass der Platz in der Stadt knapp ist, sei Perner durchaus bewusst. „Wir müssen kontinuierlich überlegen, wie wir die Ressourcen gut nutzen können.“ Er plädierte dafür, „anders und kreativ“ zu denken, schlug vor, über Sportplätze auf Dächern nachzudenken. Denn nur durch zusätzliche Trainingsstätten könne es gelingen, Rosenheim als Sportstadt voranzubringen.

Ähnliche große Baustellen gibt es im Bereich Kultur. Das machte Dr. Olena Balun, Vorsitzende des Rosenheimer Kunstvereins deutlich. „Für Kunst und Kultur ist die Stadt ein hartes Pflaster“, sagte Balun. Sie selbst arbeite als Kuratorin und Kunsthistorikerin, weiß, wie schwer es ist, diese Berufe in der Stadt auszuüben. Unter anderem deshalb, weil es in Rosenheim „keine einzige kuratorische Stelle“ gibt. „Wenn man jung und qualifiziert ist, hat man Rosenheim überhaupt nicht auf dem Radar und schaut sich anderweitig um“, sagte Balun.

Zahlreiche Interessierte haben am Mai-Empfang der Freien Wähler/UP teilgenommen.
Zahlreiche Interessierte haben am Mai-Empfang der Freien Wähler/UP teilgenommen. © Anna Heise

Außerdem plädierte sie an diesem Abend für eine bessere Bezahlung für Kunstschaffende sowie eine angepasste Förderung. Denn im Moment werden ihr zufolge vor allem Projekte gefördert, nicht aber der ständig laufende Bürobetrieb, der für Ausstellungen „enorm wichtig“ ist. Die oft notwendige Eigenbeteiligung bei Projekten müsse zudem über Mitgliedsbeiträge, Verkäufe und Eintritte generiert werden. „Die Miete ist auch ein Problem bei Förderungen“, ergänzte Balun. Zwar unterstütze die Stadt den Kunstverein mit 11.000 Euro im Jahr, eine Monatsmiete für die Galerieräume des Vereins koste jedoch bereits 3.500 Euro. „Viele Vereine von einem solchen Maßstab wie unserer bekommen Räume von der Stadt bezahlt“, fügte die Kuratorin hinzu.

Tafel ist auf Spenden angewiesen

Auch bei Dr. Horst Steppi drehte sich vieles um das Thema Geld. Seit dem 1. April ist er der neue Leiter der Rosenheimer Tafel. „Es kommen immer mehr Leute, die Essen brauchen. Und das bei immer weniger Lebensmittelspenden“, sagte Steppi. Im Moment versorge die Rosenheimer Einrichtung 600 bis 700 Kunden, Tendenz steigend. „Es wäre noch mehr Menschen, wenn sich viele nicht zu sehr schämen würden“, ist der Leiter überzeugt. Um den Ansturm auch weiterhin stemmen zu können, seien er und seine 45 Mitarbeiter auf Spenden angewiesen.

Dass etwas passieren muss, sagte auch Peter Horner. Er ist Geschäftsführer vom „Weinhaus Am Esbaum“ und lebt seit 50 Jahren in dem Viertel. Ihm gefalle dieser Teil Rosenheims. Trotzdem stört er sich an einigen Dingen. So könne er beispielsweise nicht nachvollziehen, warum es so lange gedauert hat, bis die Stadtverwaltung in der Münchener Straße ein nächtliches Durchfahrtsverbot verhängt hat, um die Autoposer-Szene in den Griff zu bekommen. Er würde sich mehr Sitzmöglichkeiten wünschen, regte an darüber nachzudenken, eine sogenannte Brötchentaste einzuführen – also die Möglichkeit, 15 Minuten kostenlos zu parken. Kritisch sehe er, dass Gewerbeflächen zum Teil in Wohneinheiten umfunktioniert werden. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zur Schlafstadt werden.“

Mehr Grün in die Stadt holen

Zum Abschluss redete Dr. Georg Metz von den Rosenheimer Vielfaltsmachern. Für den Agraringenieur ist es eine Herzensangelegenheit, die Menschen in der Stadt für „buntes Grün“ in ihrer Umgebung zu begeistern. Welche Möglichkeiten es gibt, zeige ein Blick nach München. Neben einem Stadtacker und einem ökologischen Bildungszentrum gebe es beispielsweise auch Dach- und Bürgergärten. Ideen, die sich Metz auch für Rosenheim vorstellen könnte. Nicht gelungen sei es ihm zufolge die Bewohner rund um den Salzstadel für das Hochbeete-Projekt der Stadtbibliothek zu begeistern.

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