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Schulabbrecher und ukrainische Flüchtlinge im Fokus: So sieht der Arbeitsmarkt in der Region aus 

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Von: Korbinian Sautter

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Ein Jahr nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine sind laut der Agentur für Arbeit auch in de Region die Auswirkungen zu spüren.
Ein Jahr nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine sind laut der Agentur für Arbeit auch in der Region die Auswirkungen zu spüren. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Sei es wegen des Abbruchs von Ausbildung oder Schule, der nicht bestandenen Probezeit oder der Flüchtlinge aus der Ukraine: Die Arbeitslosenquote hat laut den Zahlen der Agentur für Arbeit ihren vermeintlichen Saisonhöchststand erreicht. Doch es gibt Aspekte, die Hoffnung machen.  

Rosenheim/Mühldorf/Traunstein - Genau 1365 mehr Menschen sind in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein und Mühldorf arbeitslos gemeldet als noch im Februar 2022. Über die gesamte Region hinweg wächst die Arbeitslosenquote damit im Vergleich zum Vorjahr an und resultiert in einem „Saisonhöchststand“, wie es Jutta Müller, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Traunstein, bezeichnet. 

Appell an junge Bewerber in Traunstein

Einen besonderen Blick wirft Müller dabei auf die jungen Arbeitnehmer im Traunsteiner Landkreis. Denn mit 242 Menschen unter 25 Jahren ist diese Zahl im Vergleich zum Februar 2022 um mehr als 20 Prozent gestiegen. „Diese Untergruppe ist sehr heterogen“, erläutert Müller, „dort sind Schulabbrecher ohne Abschluss, oder welche, die nun die Probezeit bei der FOS nicht überstanden haben, auch Ausbildungsabbrecher sind dabei.” Um dem entgegenzuwirken, richtet die Vorsitzende Geschäftsführerin ihren Appell speziell an die jungen Leute, die in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen wollen, sich „intensiv und ehrlich zu sich selbst“ zu informieren und sich beraten zu lassen. 

Die Arbeitslosenquote in der Region gemäß dem Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit vom Februar 2023.
Die Arbeitslosenquote in der Region gemäß dem Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit vom Februar 2023. © Sautter

Insgesamt liegt die Arbeitslosenquote im Landkreis Traunstein im Februar bei 3,2 Prozent, das ist ein Gleichstand zum Januar. Im Februar 2022 lag sie bei 2,7 Prozent. 3155 Menschen sind hier arbeitslos gemeldet, das sind 441 Menschen mehr als vor einem Jahr.

Auch im Landkreis Rosenheim ist die Quote mit  2,7 Prozent im Vergleich zum Januar stabil geblieben. Im Februar 2022 waren es noch 0,3 Prozentpunkte weniger (2,4 Prozent). Die Zahl der arbeitslosen Menschen insgesamt für den Landkreis beträgt 3955. Für die Stadt Rosenheim errechnet sich eine Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent (Vormonat: 4,6 Prozent; Februar 2022: 4,2 Prozent). Derzeit sind dort 1689 Einwohner ohne Arbeit.

Quote im Vergleich zum Vormonat stabil

Die Arbeitslosenquote im Landkreis Mühldorf lag im Februar bei 3,8 Prozent, ein leichter Anstieg gegenüber Januar um 0,1 Prozentpunkte. 2549 Menschen waren hier gemeldet, 80 mehr als im Vormonat und 327 mehr im Vorjahresvergleich, als die Quote bei 3,3 Prozent lag.

Die Gründe für die im Jahresvergleich steigenden Zahlen macht Michael Schankweiler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rosenheim, an dem Krieg in der Ukraine fest, der auch Auswirkungen auf die Region hat. Der Beleg: Aktuell sind im Agenturbezirk Rosenheim 935 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet. Im Februar 2022 waren es 13. 

Landkreise bayernweit vorne dabei

Umso erfreulicher sei, dass der Arbeitsmarkt im Vergleich zum Januar stabil sei. Das zeigt auch der bayernweite Vergleich. Im Freistaat liegt die Arbeitslosenquote laut dem Bericht wie auch im Januar bei 3,6 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahresmonat. Damit hat Bayern im Bundesvergleich nach wie vor die niedrigste Quote (5,7 Prozent im Bundesdurchschnitt). „Unsere Unternehmen sind trotz schwieriger Rahmenbedingungen widerstandsfähig und leistungsstark“, bilanziert dazu Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

Für Schankweiler ist die im Vergleich zum Januar stabile Entwicklung darauf zurückzuführen, dass in den witterungsabhängigen Berufsgruppen Gartenbau sowie Hoch-/Tief- und (Innen)Ausbauberufe einige der Arbeitnehmer, die über die Wintermonate freigestellt waren, bereits wieder ihre Arbeit aufgenommen haben. „Wenn die weitgehend schneearme Witterung anhält, gehen wir davon aus, dass der Saisonhöchststand überschritten ist“, meint auch Müller.

Integration der Flüchtlinge aus der Ukraine entscheidend

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht mit Blick auf die aktuellen Zahlen noch viel Luft nach oben, wenn es darum geht, die ukrainischen Flüchtlinge zu integrieren.  „Nur sieben Prozent der im Freistaat beschäftigten UkrainerInnen haben vor ihrer Flucht als Un- oder Angelernte gearbeitet. In Bayern sind es nun fast ein Drittel“, berichtet Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern. Hier würden dementsprechend noch viel zu oft wertvolle Potentiale verschenkt werden. „Wer nach Fachkräften ruft, muss künftig in die Talente der Menschen investieren”, so sein abschließendes Urteil.  

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