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Mord? Tod einer 20-Jährigen schockiert Island

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Von: Luca von Prittwitz

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Island - In dem Inselstaat, der eine der niedrigsten Kriminalitätsquoten hat, wurde eine 20-Jährige tot aufgefunden, nach der man tagelang gesucht hatte. Die Polizei geht von Mord aus.

In dem kleinen Inselstaat Island, in dem etwa 336.000 Einwohner leben, kommt ein Mord äußerst selten vor. Island hat neben Liechtenstein und Singapur die drittniedrigste Mordrate. In einigen Jahren gab es keinen einzigen Mordfall.

Die Bevölkerung scheint der Fall der 20-jährigen Birna Brjansdottir aus Reykjavik deshalb besonders aufzuwühlen. Zahlreiche Medien berichteten in den vergangenen Tagen über den Vorfall und den mysteriösen Tathergang. Die Puzzleteile scheinen sich jedoch inzwischen mehr und mehr zusammenzufügen.

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Birna Brjánsdóttir auf einem Facebook-Profilfoto. © AFP/Facebook

Brjansdottir, die als Verkaufsassistentin in einem Kaufhaus in der Hauptstadt gearbeitet hatte, verschwand in der Nacht auf den 14. Januar. Ihre Mutter rief die Polizei, nachdem die 20-Jährige nach einem Besuch in der Bar „Húrra“ in Reykjavik nicht wieder nachhause zurückgekehrt war und auch nicht zur Arbeit ging.
Die Polizei veröffentlichte ein Überwachungsvideo, in dem Brjandottir zum letzten Mal lebend zu sehen ist. Um 5 Uhr morgens läuft sie darin schwankend den Laugevagur entlang, die Haupt-Einkaufsstraße Reykjaviks. 

775 Freiwillige: Die größte Suchaktion des Landes

Acht Tage lang suchte die Polizei mit 775 Freiwilligen nach dem rothaarigen Mädchen. Es war die bisher größte Suchaktion in der Geschichte Islands. Ein paar Tage später fand man erst die Schuhe der jungen Frau in dem kleinen Städtchen Hafnafjörður, vergangenen Sonntag schließlich ihre Leiche am Strand beim Leuchtturm Selvogsviti, rund 45 Kilometer südlich von Hafnafjörður. In Hafnafjörður hatte die Polizei das letzte Handysignal geortet, bevor sich das Mobilgerät um 5.50 Uhr abgeschaltet hatte. Ein Auto braucht vom Laugavegur, wo das Überwachungsvideo entstand, bis in die kleine Gemeinde etwa 25 Minuten.  Das Handy wurde nicht bei der Leiche gefunden.

Videoaufzeichnungen führen zu einem roten Auto

Auf dem Überwachungsvideo wurde um 5.25 Uhr ein roter Kia Rio gesehen, kurz zuvor war das Mädchen an dieser Stelle vorbeigekommen. Derselbe Wagen tauchte auch auf Überwachungsvideos am Hafen von Hafnafjörður auf, geparkt neben einem Schiff, dem grönländischen Fischtrawler „Polar Nanoq“. Das war gegen 6.10 Uhr.

Kurz vorher wurde das Fahrzeug auch an einem Golfplatz gesichtet. Die Überwachungskamera zeigte einen Fahrer, der sich auffällig und verdächtig verhielt. Anschließend muss er zum Hafengelände zurückgefahren sein. Dort nahmen Kameras auf, wie zwei Männer sich miteinander unterhielten. Einer von ihnen ging dann an Bord, der andere verließ gegen 7 Uhr das Gelände und kam gegen 11.30 Uhr zurück.  Das Auto hatte inzwischen knapp 300 Kilometer zurückgelegt, schreibt Iceland  Magazine. Als der Mann wieder im Hafen war, ging er zu dem Bereich, wo die Polizei später die Schuhe von Birna Brjánsdóttir fand. Die Beamten vermuten, er habe dort die Schuhe platzierte, um die Polizei in die Irre zu führen.  Am Nachmittag lief das Schiff aus.

Zwei Männer aus Grönland verhaftet

Kurz darauf flogen Einheiten der Elitepolizei „Viking Squad“dem Schiff mit dem Helikopter hinterher und gingen an Bord. Nach einer Befragung der Mannschaft musste das Schiff umdrehen und nach Reykjavik zurückkehren, es wurden zwei verdächtige Männer aus Grönland verhaftet, Thomas Møller Olsen (25) und Nikolaj Olsen. Sie hatten das Auto, den roten Kia, gemietet. Ersterer hat laut Iceland Magazine eine kriminelle Vorgeschichte - er war wegen Drogenhandels in Grönland inhaftiert. Drogen beziehungsweise Haschisch im Wert von zwei Millionen Euro wurden auch an Bord des Schiffs gefunden. Die Polizei will den mutmaßlichen Mord und den Drogenfund jedoch unabhängig voneinander untersuchen.

Im Inneren des Fahrzeugs fand die Polizei Blutspuren von dem vermissten Mädchen. Die Männer hatten versucht, es vor der Rückgabe an die Verleihfirma am Samstag zu reinigen, schreibt „Iceland Magazine“.

Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass die 20-Jährige im Auto getötet und später irgendwo ins Meer geworfen wurde. Experten untersuchen derzeit die aktuellen Strömungen, um zu berechnen, wo das Mädchen dem Meer übergeben wurde. Der Fundort ist aller Wahrscheinlichkeit nicht der gesuchte Ort.

Die beiden Männer beteuern derweil ihre Unschuld. Da sie in Isolationshaft sitzen, wissen sie noch nicht, dass die Leiche des Mädchens bereits gefunden wurde.

Auf YouTube ist ein Video zu finden, in dem Bewohner der grönländischen Hauptstadt vor dem isländischen Konsulat Nuuk Birna Brjánsdóttir gedenken. Trotz  minus 17 Grad Celsius sollen rund 300 Menschen gekommen sein.

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