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Königssee - Mit zwei perfekten Läufen rodelte Julia Taubitz am Königssee zu ihrem fünften Saisonsieg: Die 24-Jährige war einmal mehr eine Klasse für sich und sicherte sich ihren zwölften Weltcup-Erfolg insgesamt.
Passend zum Song „Die immer lacht“ von Kerstin Ott strahlte die Gesamtsiegerin der Vorsaison vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal im Königssee-Ziel: „Jetzt freue ich mich auf die WM an dieser Stelle. Ich ruhe mich nicht auf meinem Erfolg aus, aber Platz 1 hier gibt mir schon ein gutes Selbstbewusstsein.“
Olympiasiegerin Natalie Geisenberger landete erneut auf Rang 2, zum siebten Mal seit ihrem Comeback in dieser Saison in Innsbruck. Die 32-Jährige stand in dieser Saison stets auf dem Podest, das gelang sonst keiner Rodel-Dame. Der 50. Weltcupsieg steht zwar immer noch aus, dennoch lieferte die Jung-Mama herausragende Fahrten ab und liegt im Gesamtklassement weiter in Führung – allerdings „nur“ noch vier Punkte vor Julia Taubitz.
Fotos vom Rodel-Weltcup am Königssee am 2. und 3. Januar




„Natürlich ist es langsam etwas ärgerlich, dass es immer noch nicht für Platz 1 gereicht hat – heute war der Abstand mit drei Zehnteln aber schon groß“, so Geisenberger im Anschluss gegenüber ihrer jungen Team-Kollegin anerkennend. Dritte wurde die Österreicherin Madeleine Egle, ihr erster Stockerlplatz überhaupt.
„Auf dem richtigen Weg“
Lokalmatadorin Anna Berreiter gewann den Nationencup und wurde im Weltcup-Rennen auf ihrer Heimbahn starke Vierte: „Ich denke, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Der 4. Platz fühlt sich für mich wie ein Sieg an, weil mir zwei konstante Läufe gelangen“, bilanzierte die 21-Jährige vom RC Berchtesgaden. Dajana Eitberger landete auf Rang 5 und komplettierte das starke BSD-Resultat.
In der Team-Staffel musste sich das favorisierte deutsche Quartett mit Julia Taubitz, Felix Loch und Toni Eggert/Sascha Benecken mit Platz 2 zufriedengeben. Weltcup-Dominator Felix Loch – „vom Damenstart ist‘s ganz schön langsam“ – eckte in der langen Geraden dreimal leicht an und ließ hier die entscheidende Zeit auf die starken Österreicher liegen: Madeleine Egle, Nico Gleirscher sowie Thomas Steu und Lorenz Koller gewannen mit fast zwei Zehnteln Vorsprung. Es war der erst zweite rot-weiß-rote Teamsieg nach 2019/20 in Lillehammer. Dritte wurden die Russen.
Bundestrainer Norbert Loch freute sich über das gute Wetter – es blieb trocken – sowie die guten Bedingungen und meinte: „Mein Team hat sich, denke ich, sehr gut verkauft. Auch bei denjenigen, die im hinteren Feld gelegen haben, wie zum Beispiel Geueke/Gamm mit Platz 6 oder Anna Berreiter mit Platz 4 – darauf können wir aufbauen. Diese Ergebnisse geben der Mannschaft Sicherheit für die kommenden Aufgaben.“
Weltcup-Splitter
Fünf Stürze an drei Tagen – alle verliefen relativ glimpflich: Das Team um Bahnarzt Dr. Andreas Leidinger war stets sofort zur Stelle. Am Freitag zog sich Junioren-Rodler Matvei Perestoronin aus Russland nach einem heftigen Abflug in der letzten Schlangengruben-Kurve eine Gehirnerschütterung zu. Der Russe wurde zur Untersuchung mit dem Rettungswagen ins Berchtesgadener Krankenhaus gebracht. Bei den Herren stürzte 2018-Olympiasieger David Gleirscher aus Österreich und blieb unverletzt, genauso wie seine Landsleute Gatt/Schöpf und die Tschechen Vejdelek/Pekny. Im Team-Staffel-Bewerb stürzte das slowakische Doppel Vavercak/Zmij, das Quartett musste disqualifiziert werden.
Sechs Fotografen ließen die Akkrediterungsformalitäten inklusive Covid-19-Testung über sich ergehen und schickten ihre bunten Aufnahmen in die ganze Welt. Vertreter des Weltverbandes FIL und des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD) – beide mit Sitz in Berchtesgaden – steuerten die entsprechenden Texte bei. Jeweils nur wenige Minuten nach den vier Rennen war bereits alles online nachzulesen. Neben den Medien-Vertretern und den FIL-Mitarbeitern halfen 71 Menschen rund um das Team von Bahnchef Markus Aschauer mit, den Königssee-Weltcup zu einer runden Angelegenheit werden zu lassen.
Rennmoderator Willi Willmann und Zielraum-Sprecher Wasti Rasp – auch der Bahn-DJ – kommentierten die Rennen wie eh und je, als wäre es ein ganz normaler Weltcup mit Zuschauern. So erfuhren wenigstens all jene, die dabei sein durften, viel Wissenswertes über die Sportlerinnen und Sportler und bekamen sogar ein echtes Live-Erlebnis präsentiert. Freilich fehlte die Stimmung enorm, vor allem bei den Siegerehrungen. Nicht mal die Hymnen durften gespielt werden.
Zwei besondere Ehrengäste, die einfach nicht fehlen dürfen, kamen zu den Rennen: Der kürzlich in Rente gegangene FIL-Ehrenpräsident Sepp Fendt, seit Kurzem „Besitzer“ einer Kurve, und natürlich sein Rodel-Kollege Sepp Lenz.
Die Foto-Fan-Aktion kam gut an. Die menschenleere Tribüne strahlte mit all den Portraits in den bunten Fanschal-Dekorationen inklusive vieler aufmunternder Sprüche. Die Bilder bleiben auch zum Bob- und Skeleton-Weltcup in knapp drei Wochen sowie zur Rennrodel-WM Ende des Monats an Ort und Stelle.
Einige vermeintliche Zuschauer versuchten, über die große Wiese direkt an die Königsseer Bahn zu gelangen, wurden jedoch von den aufmerksamen Security-Leuten freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass dies leider nicht möglich ist. Sie zogen enttäuscht aber diszipliniert von dannen.
Ein neues Maskottchen ließ sich an der ältesten Kunsteisbahn der Welt blicken – ein weißer Yeti. Die Nachwuchsrodler Alexander und Sebastian teilten sich den Job im warmen Fell. Einen Namen hat das stets gut gelaunte Tier noch nicht, die Bob-, Skeleton- und Rodel-Fans sollen ihn bis zur WM in knapp drei Wochen ermittelt haben.
„Rein sportlich lief es top“
OK-Chef Alexander Resch bilanzierte nach drei Tagen Welt- und Nationencup im Rennrodeln am Königssee: „Rein sportlich ist das Wochenende top gelaufen, es waren tolle Wettkämpfe. Die Athleten waren sehr diszipliniert, wie ich von allen Sicherheitsbeauftragten hörte. Das war und ist die Basis, hier ohne Infektion durchzukommen. Eine Riesen-Challenge waren die Testungen mit rund 500 Leuten – wir waren die ganze Woche damit beschäftigt. Und gleich nach den Rennen am Sonntag standen die nächsten Tests auf dem Programm, für die Weiterreise nach Sigulda. Diese Abläufe müssen wir für die kommenden Bewerbe optimieren, um sie ökonomisch und schnell über die Bühne zu bekommen. Ansonsten sind wir für die WM Ende Januar bestens gerüstet. Die Bahn steht genial da, großes Kompliment an Thomas Aschauer und sein Team sowie den Helfern der SG Schönau. Sie alle ermöglichten, dass wir all die Hygienekonzepte umsetzen und einhalten konnten. Hier wurde Großartiges geleistet.“
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