Vertrauensbildung werten, so zeichnen sich Deutschlands Corona-Hilfsprogramme durch eine problematische Großzügigkeit und Langlebigkeit aus.
Während bei den Kreditprogrammen Spanien zum Beispiel immer einen nennenswerten Teil des Kreditrisikos auf die Banken abgewälzt hat, ist der Staat hierzulande zu Gunsten der Banken viel stärker ins Risiko gegangen. Bei den Kurzarbeiterprogrammen sticht Deutschlands Ansatz im internationalen Vergleich negativ heraus, weil hier die Lohnersatzrate mit der Dauer der Kurzarbeit sogar noch steigt, während sie in anderen Ländern meistens fällt. Noch dazu wurde der erleichterte Zugang zur Kurzarbeit bereits auf über zwei Jahre Laufzeit verlängert.
Der Umfang der Hilfen gepaart mit dieser lang anhaltenden Großzügigkeit ist hochgradig problematisch. Es gibt einen großen Konsens in der Makroökonomie, dass eine gute Stabilisierungspolitik schnell, gezielt und vorübergehend sein sollte. Diese Anforderungen verfehlt der deutsche Ansatz der Dauerhilfen immer deutlicher. Kurzarbeitergeld wegen Corona macht im
Frühjahr 2022 keinen Sinn mehr. Unternehmen, die immer noch wegen der Pandemie unter Unterbeschäftigung leiden, haben kein wirklich aussichtsreiches Geschäftsmodell mehr. Wenn diese Firmen sich über zwei Jahre durch Kurzarbeit über Wasser halten, dann entstehen ökonomische „Zombies“.
In der aktuellen Energiekrise wird nun auch schon wieder undifferenziert und unnötig spendabel Geld ausgegeben. Im aktuellen Entlastungspaket finden sich Instrumente wie eine 300-Euro-Energiepauschale für alle, die Einkommensteuer zahlen, und eine dreimonatige Absenkung der Energiesteuern auf Benzin und Diesel. De facto werden mit diesen schuldenfinanzierten Hilfen jetzt die höheren Energiepreise über neue Staatsverschuldung subventioniert und das oft für Einkommen, die das nicht benötigen.
Eine gute Krisenpolitik muss Härten in der akuten Krise abfedern, sie sollte aber nicht gegen den krisenbedingten Anpassungsdruck arbeiten. Wer so unnötig den fiskalischen Spielraum vergeudet, der ist auf die nächste Krise schlecht vorbereitet. Und diese Krise kommt meistens schneller als erwartet.
Zum Autor: Prof. Dr. Friedrich Heinemann leitet den Forschungsbereich „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und lehrt Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg.
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